MITO-Tool-gestützte Korruptionsgefährdungs- und Risikoanalyse in der öffentlichen Verwaltung

Bei der nachfolgend beschriebenen Vorgehensweise der PBAKA zur MITO-Tool-gestützten Korruptionsgefährdungs-und Risikoanalyse handelt es sich um 6 Schritte:

Schritt 1: Abgrenzung des Untersuchungsbereiches

Schritt 2: Tätigkeitsbezogene Gefährdungsabfrage pro Arbeitsplatz Und Bestimmung der Gefährdungskategorie (MITO-Analyse 1)

Schritt 3: Aufgabeninhaltsbezogene Risikoanalyse pro Arbeitsplatz für Gefährdungskategorie A und B (MITO-Analyse 2,3 und 4)

Schritt 4: Gefährdungsatlasnutzung zur Risikominimierung (Diagnose)

Schritt 5: Risiko-Ziele-Maßnahmenbaum (Therapie)

Schritt 6: Risiko-Controlling (Evaluierung)

In diesen sechs Schritten zur Beurteilung der Korruptionsgefährdungen und -risiken kommen unterschiedliche im MITO-Methoden-Tool hinterlegte Methoden zum Einsatz. In Abbildung 1 sind innerhalb der sechs Schritte die Methoden und Vorgehensweisen dargestellt, wie sie bei der MITO-Tool-gestützten arbeitsplatzbezogenen Korruptionsgefährdungs- und Risikoanalyse Anwendung finden.

Die programmunterstützte zweidimensionale Bewertungsmethode ermöglicht bei geringem Analyseaufwand eine schnelle, genaue und detaillierte Analyse und Ergebnisdarstellung. Unterschieden werden kann bei dieser Vorgehensweise in eine einzelarbeitsplatz- und gruppenarbeitsplatzbezogene Analyse bei gleichartigen Arbeitsplätzen. Das gruppenarbeitsplatzbezogene Analysevorgehen kann zu einer bedeutsamen Reduzierung des Analyseaufwandes führen.

Abbildung 1: MITO-Tool-gestützte Korruptionsgefährdungs- und Risikoanalyse

Schritt 1: Bei Schritt 1 geht es um die Abgrenzung des Untersuchungsbereiches aus funktions- oder prozessorientierter Sicht für die nachfolgend in Schritt 2 und 3 stattfindende   Analyse.

Für die Lokalisierung des Untersuchungsbereiches in Schritt 1 kann bei einer funktionsorientierten Betrachtung das Organigramm und bei einer prozessorientierten Sicht das MITO-Prozessmodell Anwendung finden. Beim MITO-Prozessmodell ist eine Gliederung der Aufgabenfelder des Arbeitsplatzes in Aufgaben und bei Bedarf die Gliederung der Aufgaben in Tätigkeiten möglich. Auch eine weitere Unterteilung der Stellen (funktionsorientiert) und der Rollen (prozessorientiert) ist möglich. Bei der prozessorientierten Sicht kann die Arbeitsplatzabgrenzung zudem über die Ebenen der Prozesshierarchie eines Prozessebenenmodells erfolgen.

Schritt 2: In Schritt 2 findet pro Arbeitsplatz in Form einer Vorstudie – hier als Analyse 1 bezeichnet – eine tätigkeitsbezogene Gefährdungsabfrage statt, um herauszufinden, welcher Korruptionsgefährdungsgrad der folgenden vier Kategorien:

A: stark gefährdet

B: gefährdet

C: wenig gefährdet

D: kaum gefährdet

vorliegt. Es wird so festgestellt, ob eine besondere Korruptionsgefährdung zu bejahen ist. Hierbei wird der Einsatzschwerpunkt des Stelleninhabers z.B. Allgemeine Verwaltung, Aufgaben in der Finanzverwaltung, Justizvollzug, Bauverwaltung usw. beachtet und beim nachfolgend im Schritt 4 in den zu erstellenden Gefährdungsatlas übernommen. Die Bewertung selber findet mit dem MITO-Methoden-Tool und den darin vorgegebenen MITO-Korruptions-Portfolio-Checklisten zweidimensional statt.

Mit der Dimension Korruptionsrelevanz (V) wird das Risiko bewertet, das bei Fehlverhalten bei der Ausführung einer Tätigkeit (Aufgabe) für die Behörde auftreten kann, bewertet. Hier gehen der Aufwand der mit der Durchführung der Tätigkeit verbunden ist, der möglich Ökonomische Schaden der durch Fehlverhalten eintreten kann sowie der Schwierigkeitsgrad und die Vernetztheit der Tätigkeit mit ein.

Mit der zweiten Dimension, dem Korruptionsgefährdungsgrad (H), wird die absolute Gefährdungsgefahr die mit der Wahrnehmung der Tätigkeit auf dem betrachteten Arbeitsplatz verbunden ist, durch eine Notenskalierungsvorgabe bewertet. Das Ergebnis der Bewertung von Analyse 1 wird im Portfoliodiagramm grafisch in digitaler Form abgebildet und zeigt den Handlungsbedarf in den Gefährdungskategoriefeldern A, B, C und D auf.

Schritt 3: In Schritt 3 erfolgt nach der tätigkeitsbezogenen Gefährdungsabfrage für die stark gefährdeten (A) und gefährdeten (B) Arbeitsplätze eine vertiefende Gefährdungs- und Risikoanalyse. Hierbei finden die vorbereiteten MITO-Korruptions-Portfolio-Checklisten für:

Analyse 2: Umfeldbezogene Risikoermittlung

Analyse 3: Aufbauorganisationsbezogene Risikoermittlung

Analyse 4: Ablauforganisationsbezogene Risikoermittlung

Für diese drei Analysen wird analog, wie unter Schritt 2 bereits erläutert, mit den Bewertungsdimensionen   Korruptionsrelevanz (V) und Korruptionsgefährdungsgrad (H) der Korruptionsgefährdungsgrad im Portfoliodiagramm dokumentiert und visualisiert..

Ergänzend zu jeder dieser Analysen (Analyse 2,3 und 4) kann für die betrachteten Arbeitsplätze eine MITO-Risikoanalyse mit Eintrittswahrscheinlichkeit (V) und Auswirkung (H) erstellt werden. Insbesondere für die stark gefährdeten (A) und gefährdeten (B) Arbeitsplätze ist diese Analyse angezeigt .Diese grafische Ergebnisdarstellung im Portfoliodiagramm zeigt eindeutig, wo weiterer Handlungsbedarf in Bezug auf eine Risikominimierung besteht. Auch eine Bewertung nach „V: Schadensausmaß (V) und Risikowahrscheinlichkeit (H) kann wichtige Information zur Bewertung liefern.

Schritt 4: Im Schritt 4 werden die als gefährdet lokalisierten Arbeitsplätze innerhalb ihrer jeweiligen Organisationseinheit im Gefährdungsatlas dokumentiert. Ein Maßnahmenkatalog, unterteilt nach: Kurzfristigen Maßnahmen, mittelfristigen Maßnahmen, ad-hoc – Maßnahmen und periodischen Maßnahmen gibt dem Anwender Hinweise, wie er die festgestellten Risiken systematisch reduzieren kann.

Schritt 5: Umgesetzt werden die Maßnahmen im Schritt 5 mit der Entwicklung eines Ziele-Maßnahmenbaumes ebenfalls mit dem MITO-Tool. Wie gezeigt, wird der im Schritt 3 oder 4 lokalisierte Handlungsbedarf zur Risikobeseitigung in der ersten Zuordnungsmatrix auf der obersten Ebene mit den Zielen spaltenweise verknüpft, die erreicht werden sollen, wenn die Gefährdung beseitigt ist. Auch hierfür gibt es wieder im MITO-Methoden-Tool einen Risiko-Ziele-Katalog, der vom Anwender frei konfigurierbar ist. Nach der Zuordnung der Risikozielsetzungen aus diesem Zielekatalog in der Zuordnungsmatrix auf der ersten Ebene wird die Zuordnungsmatrix auf der zweiten Ebene aktiviert. Hier werden die vorher zugeordneten spaltenweisen Ziele in dieser Zuordnungsmatrix eine Ebene tiefer jetzt zeilenweise angeordnet und die erforderlichen Maßnahmen zum Erreichen dieser Ziele spaltenweise aufgeführt.

Für jedes Ziel wird dann eine to-do-Liste mit den zugeordneten Maßnahmen zur Gefährdungsbeseitigung mit Verantwortlichkeit und Termin erstellt. Weiter wird dieser Handlungsbedarfs-Ziele-Maßnahmenbaum als Relationsbaum grafisch abgebildet.

Schritt 6: Den Abschluss bildet in Schritt 6 eine Evaluierung der Maßnahmenumsetzung ebenfalls im MITO-Methoden-Tool. Hier findet eine Bewertung nach Effizienz und Effektivität ebenfalls wieder zweidimensional über eine Portfoliomatrixbewertung statt. Da die gesamte Durchführung aller sechs Schritte und ihrer Analysen MITO-Methoden-Tool-gestützt durchgeführt werden, liegen die Gefährdungs- und Risikobewertungsergebnisse in digitalisierter Form vor und können immer wieder auch in modifizierter Form Anwendung finden.

Die beschriebene Durchführung der Korruptionsgefährdungs- und Risikobewertung mit dem MITO-Methoden-Tool kann in gleicher Weise auch für weitere Themenfelder wie z. B. die Gefährungsanalyse „Psychische Belastung, Gesundheitsschutz oder Arbeitssicherheit“ eingesetzt werden. Sie ermöglicht den Anwendern eine einfache, schnelle und sichere Anwendung der Gefährdungsanalysemethodik in 6 Schritten. Damit wird die Anforderung:

Die Organisation muss Verfahren zur Beurteilung der von Arbeiten, Abläufen, Prozessen und Anlagen ausgehenden Gefährdungen und der aus diesen Gefährdungen gegebenenfalls sich ergebenden Risiken unter dem Gesichtspunkt von Sicherheit und Gesundheitsschutz entwickeln

voll erfüllt. Das MITO-Methoden-Tool als Methoden-Baukasten bietet dabei eine wirkungsvolle Unterstützung.